Als Keynote Speaker für Motivation und Autor möchte ich nicht nur Wissen vermitteln, sondern dabei auch möglichst unterhaltsam sein. Unterhaltung entsteht dabei nicht nur durch Humor, sondern durch ein Bad der Gefühle. Deswegen möchte ich in meinen Keynotes eine große Bandbreite von Gefühlen in meinen Zuhörern erzeugen und sie natürlich auch zum Lachen bringen. Das fällt mir tatsächlich am schwersten. Trauer, Wut, Freude usw. lassen sich recht einfach transportieren, da die meisten Menschen da ziemlich ähnlich sind. Kulturell kann ich mir Unterschiede vorstellen, aber auf meinen Reisen habe ich noch keine großen Unterschiede gemerkt. Beim Humor sieht es ganz anders aus. Allein in meinem Freundeskreis unterscheiden wir uns sehr in dem worüber wir lachen. Das was einer lustig findet, findet ein anderer nur doof, der nächste versteht es nicht und der übernächste fühlt sich dadurch angegriffen. Wie kann ich da in meiner Rede lustig sein, wenn jeder über was anderes lacht?
Ich habe also begonnen mich mit Humor zu beschäftigen. Ich habe einen Kurs in Comedy Writing belegt und einige Bücher über Humor gelesen. Erstaunt und motiviert wurde ich durch die Aussage, dass Humor nur ein Handwerk ist, welches jeder lernen kann. Das heißt, auch ich kann es lernen. Die zweite wichtige Lektion war, dass es individuellen Humor und den allgemeinen Humor gibt. Also das, was ich lustig finde, finden nicht alle lustig und nur weil ich es nicht lustig finde heißt es nicht, dass die Allgemeinheit es nicht lustig findet. Das gab mir Mut, denn ich bin eher schwierig zum Lachen zu bringen, und jetzt wo ich verstehe wie Humor funktioniert leider noch weniger. Mal sehen ob ich das wieder loswerde.
Und mich hat noch etwas motiviert, mich intensiver mit Humor zu beschäftigen. Fast als erstes habe ich in dem Kurs gelernt, dass Humor intelligent macht. Durch die Art und Weise, wie uns Witze zum Lachen bringen, dazu später mehr, sorgen sie dafür, dass unser Gehirn immer wieder neu “verdrahtet” wird. Wir müssen immer wieder um die Ecke denken und trainieren unser Gehirn so im um die Ecke denken. Witze machen also nicht nur intelligenter, sondern auch kreativer. Ich glaube ich schaue mir jetzt öfter mal Comedy Shows an.
Aber wodurch wird etwas lustig?
Ganz einfach gesagt lachen wir, wenn etwas passiert, mit dem wir nicht gerechnet haben. Wenn wir eine Geschichte hören, einen Sketch sehen, einen Witz hören, dann beginnt unser Gehirn ganz automatisch damit die Geschichte, den Sketch oder Witz weiterzudenken. Wir überlegen, in welche Richtung sich das ganze entwickeln wird. Wenn dann etwas passiert, womit wir nicht gerechnet haben, dann kann das lustig sein. Für manche reicht dabei ein kleiner Knick in eine andere Richtung, andere brauchen eine total andere Entwicklung als die, mit der sie gerechnet habe. Das macht auch schon einen Unterschied aus, warum wir über verschiedene Dinge lachen. Für den einen ist es zu lahm, für den anderen genau richtig. Und das was für den anderen zu extrem ist passt für den einen wieder. Natürlich ist nicht jede überraschende Wendung lustig, dafür gibt es noch weitere Werkzeuge in der Werkzeugkiste des Humors. Und nicht nur dafür gibt es Werkzeuge, sondern es gibt auch verschiedene Werzeuge, mit denen Du diese Wendung herbeiführen kannst. Und das alles kannst Du lernen.
Als ersten Schritt empfehle ich Dir, schau/höre Dir einerseits die Sachen an, die Du lustig findest und achte darauf, an welchen Stellen Du lachst. Analysiere diese Stellen. Was ist die unerwartete Richtung und wodurch wird sie herbei geführt? Es ist übrigens auch nicht immer nötig , dass die Richtung durch eine Wendung unerwartet wird. Ein beliebtes Mittel ist es auch Dinge immer extremer darzustellen und immer noch eins oben drauf zu setzen. Auch das ist eine unerwartete Richtung. Wenn Du das für Dich analysiert hast, weißt Du, was Du lustig findest.
Jetzt widme Dich Dingen, die die Allgemeinheit witzig findet. Bully Herbig (Der Schuh des Manitous) oder Mario Barth sind da glaube ich ein ganz guter Anfang. Nicht weil ich die gut finde, sondern weil die Allgemeinheit sie scheinbar gut findet. Der Schuh des Manitous ist glaube ich der erfolgreichste deutsche Kinofilm, zumindest einer der erfolgreichsten, und Mario Barth füllt ganze Stadien, also scheinen sie die Allgemeinheit gut zu erreichen. Bei Mario Barth besorge Dir am Besten Live Mitschnitte, auf denen Du hörst, wann gelacht wird und schaue Dir diese Stellen genau an. Wieso glaubst Du lachen die Zuschauer da?
Vielleicht erkennst Du einen Unterschied zwischen den Dingen, die Dich zum Lachen bringen und den Dingen, die die Allgemeinheit zum Lachen bringen. Das ist gut, denn jetzt weißt Du, worauf Du achten musst, wenn Du anfängst witzige Dinge zu kreieren. Du bekommst eine Idee, wie Du die Sachen die Du lustig findest verändern musst, damit sie die Mehrheit wichtig findet. Für mich war und ist das der schwierigste Schritt, mir immer wieder bewusst zu machen, dass ich nicht für mich schreibe, sondern für mein Publikum und das ich es nicht witzig finden muss und es trotzdem für mein Publikum witzig sein kann.
Wenn Du Dir jetzt noch die Werkzeuge aneignest, die in vielen Büchern zu dem Thema vermittelt werden bist Du auf einem guten Weg Humor erzeugen zu können. Ich empfehle Dir auf jeden Fall all das was Du kreierst zu testen. Das machen alle großen Comedians. Bevor sie auf die großen Bühnen gehen testen sie ihr Programm auf kleinen Bühnen und merken, ob ihre Witze funktionieren oder nicht. Manchmal liegt es gar nicht am Witz, sondern am Timing, oder an der Wortwahl, oder der Witz ist einfach Mist. Das alles findest Du aber nur mit echtem Publikum raus. Du solltest Dich bei Deinen Auftritten immer filmen, denn es passiert immer wieder, dass das Publikum an Stellen lacht, wo es eigentlich gar nicht lachen sollte. Es wäre doch Schade, wenn Du diese Chance nicht nutzen kannst, weil Du nicht mehr genau weißt, was Du da gemacht oder erzählt hast.
Eine Sache solltest Du noch beachten. Humor verändert sich mit der Zeit. Es ist Dir bestimmt auch schon aufgefallen, dass Du über Dinge nicht mehr lachen kannst, über die Du vor ein paar Jahren noch herzhaft gelacht hast. Bei Sketchen fällt zum Beispiel auf, dass diese heutzutage viel schneller sind. Früher hat man sich bei Sketchen viel mehr Zeit gelassen die Story zu entwickeln. Wenn wir das heute sehen finden wir das oft langweilig. Das heißt, nur weil Du heute wirklich lustig schreiben kannst heißt das nicht, dass das morgen noch als lustig empfunden wird. Die Mechanismen im Hintergrund bleiben die gleichen, aber die Umsetzung ändert sich. Du musst also immer dran bleiben am allgemeinen Humor.
Dieser Beitrag ist Teil der Blogparade “Worüber lachst Du?” In Zukunft werden weitere Beiträge zum Thema Schreiben und Reden erscheinen. Wenn Dich das interessiert, dann melde Dich einfach zum Newsletter an und lasse Dich über aktuelle Beiträge informieren:
Hallo Sascha,
mit Humor beschäftige ich mich auch intensiver. Ich habe eine Comedy-Workshop gemacht und lese gerade das Buch „Handwerk Humor“. Welche Bücher über Humor liest du?
Und helfen dir diese Erkenntnisse schon in der Praxis? Ich mache nämlich die Erfahrung, dass zu wissen, wie es geht, noch lange nicht heißt, dass man auch lustig ist. 🙂
Herzlichen Gruß,
Vera
Hallo Vera,
Handwerk Humor lese ich auch und noch einige amerikanische Bücher. Ich lese auch viele Witzbücher und überlege mir bei den Witzen, wie ich sie ändern und auf meine Themen anpassen kann. In der Praxis hilft mir das. Beim Reden schreiben lasse ich das immer wieder mit einfliesen. Das was ich da kreiere ist oft nicht direkt lustig. Ich probiere es dann mit Publikum aus und feile da so lange dran, bis das Publikum es lustig findet. So machen es die Comedians auch. Ist ganz schön aufwendig, lohnt sich aber.
Wofür brauchst Du das in der Praxis?
Herzlichen Gruß
Sascha